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Hamburg-Wilhelmsburg Muradiye Camii
,
Mit dem Namen ALLAH`s, des Barmherzigen und Gnädigen[D1]
bezeugen die Mitglieder der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB Hamburg und Schleswig-Holstein e.V., dass es keinen Gott gibt, außer dem einen Gott (ALLAH) und dass Muhammed ("Segen und Frieden Allahs seien auf ihm" - s.a.v.) sein Diener und Gesandter ist[D2] .
Der Glaube an Gott und seine Engel, seine durch den Engel Dschebrail offenbarten Schriften, die Propheten welche die Offenbarungen verkündeten, der Tag der Rechenschaft und die göttliche Vorhersehung bilden die Grundlagen ihres islamischen Glaubens[D3] .
Sie bezeugen, dass alle Menschen als Muslime, das heißt mit dem Angesicht Gott zugewandt, geboren werden und die Fähigkeit zur Gottergebenheit in sich tragen. Die Ergebenheit in Gott und die Rechtschaffenheit im Diesseits, welche durch das bewusst gelebte Bekenntnis Ausdruck finden, dienen dem Wohl des Einzelnen, wie der gesamten Menschheit[D4] .
Der Islam wird insbesondere gelebt durch das Glaubensbekenntnis und dessen Umsetzung durch das tägliche Ritualgebet, das Fasten im Monat Ramadan, die Wallfahrt nach Mekka und die Sozialabgabe[D5] .
Richtschnur ihres Glaubens und Handelns ist das unveränderte Wort Gottes in Gestalt des Koran und dessen Ausdruck durch die Worte und Handlungen des Gesandten Muhammed (s.a.v[D6] .).
In der Auslegung der Glaubensgrundlagen richten sie sich zunächst nach Koran und Sunna, danach dem Konsens islamischer Gelehrter und schließlich nach dem Analogieschluss. Dabei richten sie sich bei der Entscheidungsfindung nach der hanafitischen Lehre, wobei auch andere sunnitische Rechtsschulen als gleichberechtigt und gültig anerkannt werden. Sie erkennen alle Muslime, gleich welcher Rechtsschule sie sich angehörig fühlen, im Rahmen des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses als dieser Gemeinschaft zugehörig an[D7] .
Sie wissen sich der Unantastbarkeit der Menschenwürde, den Menschenrechten, der Gleichberechtigung aller Menschen, der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet und bekennen sich zum Grundgesetz sowie zu der Verfassung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein [D8] .
In Entsprechung der Barmherzigkeit Gottes setzen sie sich ein für Gerechtigkeit und Frieden zwischen allen Menschen und für die Bewahrung der göttlichen Schöpfung. Sie wenden sich gegen jede Form der Zwietracht, der Gewalt oder Diskriminierung[D9] .
(Präambel der Satzung der DITIB Nord)
Unser Motto: Koordination, Repräsentation, Integration
Die Vorstandsmitglieder der 34 DITIB-Nord Gemeinden, die Religionsbeauftragten, Frauengruppenleiter und die ehrenamtlcihen Religionslehrer trafen sich am Sonntag, den 09. Oktober 2011 in der DITIB-Nord Zentrumsmoschee in Hamburg mit dem Vorstand von DITIB-Nord.
Bei der Versammlung nahm auch der Attachee für Religionsangelegenheiten Dr. Ömer Y?lmaz teil und sprach zu der Versammlung. Herr Dr. Y?lmaz zeigte sich erfreut über die Entwicklung von DITIB-Nord, betonte jedoch besonders im Bereich der Frauen- und Jugendarbeit noch vieles getan werden müsse, damit diese Gruppen auch in den Moscheen den ihnen gebührenden Platz einnehmen. Er informierte über den letzten Stand der Hadsch Vorbereitung und sagte DITIB-Nord seine volle Unterstützung zu.
Der DITIB-Nord Vorsitzende Sedat ?im?ek (Landesverband Schleswig-Holstein) betonte, dass DITIB auf seinem Weg den Status einer Religionsgemeinschaft zu erlangen unbeirrt weitergehen werde und seine Umstrukurierungsmaßnahmen vorantragen werde. Hierfür sei jedoch mehr Transparenz nötig. Sedat ?im?ek betonte, daß eine bessere Öffentlichkeitsarbeit und mehr Dialog nötig sei und informierte über die jüngsten Entwicklungen auf diesem Gebiet.
Dr. Zekeriya Altu? (DITIB-Norg Vorsitzender, Landesverband Hamburg) ging in seiner Rede auf die Themen Jugend und Bidung ein und stellte die Konkreten Projekte in diesen Bereichen vor. Er äußerte sich sehr erfreut über den Erfolg der Bildungsoffensive beim Religionsunterrichts und erklärte, daß es gelungen sei, die Schülerzahl innerhalb eines Jahres um 83,5 % fast zu verdoppeln. Mit dieser Steigerung gehe gleichzeitig auch eine Qualitätssteigerung einher, die sich auch beim Bildungsstand der Schülerinnen und Schüler erkennen lasse betonte Dr. Altu?. Im Bereich der Jugendarbeit konnte Dr. Altu? die frohe Botschaft mitteilen, daß das Projekt "Mein Weg!" vom Bundesfamilienministerium bewilligt wurde und DITIB damit neue Wege in der Jugendarbeit und der Prävention beschreiten wird.
Die Versammlung wurde mit einer Diskussionsrunde fortgesetzt. Nach dem Mittagsgebet kamen die Teilnehmer in kleineren Arbeitsgruppen zusammen und diskutierten über konkrete Fragen. Erfreulich war die große Zahl an weiblichen Teilnehemerinnen, die wesentliche Beiträge zusteuerten und unter Leitung von Nazan Demirci beim Frauenausschuss aktiv sein werden.
Ziele von DITIB Nord:
Mit seinen 35 Vereinen (34 Moscheegemeinden und ein Bildungsverein) hat es sich die DITIB-Nord zum Ziel gesetzt, das Miteinander von Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland zu fördern und einen Beitrag dafür zu leisten, dass Muslime in Deutschland als Teil der Gesellschaft ihren Beitrag für die Zukunft unseres Landes erbringen. Dabei ist die DITIB-Nord neben der Religionsausübung auch stark in den Bereichen der Bildung, der Jugend- und Frauenarbeit sowie im Sozialen und Kulturellen Bereich engagiert.
DITIB-Nord hat es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen in den Gemeinden zu erhöhen und ihre aktive Teilnahme am Gemeindeleben zu fördern. Dabei unterstützt DITIB-Nord die Frauen in vielen Problemen des täglichen Lebens und bietet ihnen Beratung und Unterstützung gegen jede Form der Unterdrückung und Ausgrenzung.
Auch im Bereich der Integration und des Interreligiösen und Interkulturellen Dialogs ist DITIB-Nord aktiv. Neben den eigenen Projekten werden hier zahlreiche Kooperationen mit kompetenten Partnern aus vielen Bereichen der Gesellschaft durchgeführt.
Repräsentation des Islam und der Muslime,
Koordination der religiösen Unterweisung und der Vereinstätigkeiten,
Integration des Islam und der Muslime in Deutschland
- Zweck des Verbandes ist die Förderung der Religion, der Kultur, der Bildung sowie die Förderung der internationalen Gesinnung und des Völkerverständigungsgedankes. Die Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein verstehen sich jeweils als eine Religionsgemeinschaft die unmittelbar und mittelbar der umfassenden Glaubensverwirklichung dienen und sich dem Erhalt sowie der Vermittlung und Ausübung der islamischen Religion widmen. DITIB-Nord ist der Zusammenschluß dieser beiden Landesverbände und koordiniert die Gemeindearbeit in den 34 Mitgliedsgemeinden der Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie unterstützt seine Mitglieder umfassend bei der Erfüllung der religiösen Aufgaben und Pflichten, betreut sie und koordiniert und vertritt ihre Interessen nach Außen hin.
- Weiterer Zweck der Landesverbände ist die gerichtliche und außergerichtliche Wahrnehmung und Vertretung der Mitglieder gegenüber natürlichen und juristischen Personen sowie staatlichen Stellen und Institutionen. Hierfür wird die Anerkennung als Religionsgemeinschaft im Sinne im Sinne von Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 136 ff. WRV und Art. 7 Abs. 3, S. 2 GG angestrebt. Der DITIB Landesverband Hamburg e.V. führt bereits Gespräche zu diesem Zweck mit dem Senat von Hamburg. Gespräche mit der Landesregierung in Schleswig Holstein sind angestrebt.
- Ferner bietet DITIB-Nord religiöse, soziale, kulturelle Dienste sowie Bildungsangebote und kontrolliert, koordiniert und unterstützt die Aktivitäten der Gemeinden. Zu diesem Zweck betreut und fördert der Verband die Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander, sowie mit dem DITIB Bundesverband und unterstützt und fördert die Gründung neuer Gemeinden.
- Das Thema Integrtion wird bei DITIB-Nord als essentiell betrachtet. Hierzu werden verschiedene Aktivitäten für die Gemeindemitglieder angeboten. Gleichzeitig wird der interreligiöse und interkulturelle Dialog unterstützt und ausgebaut. Der Genderfrage sowie dem Thema der Chancengleichheit beim Thema Bildung und Berufseinstieg wird besonderes Augenmerk gewidmet. Hierfür unterstützt DITIB-Nord laufende Projekte und kooperiert mit staatlichen sowie privaten Institutionen oder Vereinen zusammen. Weiterhin entwickelt DITIB-Nord eigene Projekte und führt setzt diese in die Tat um.
- DITIB-Nord unterstützt seine Mitglieder in sozialen Fragen. Er koordiniert die Angebote des DITIB Bundesverbandes z.B. bei den Angeboten Hadsch und Umrah, Serviceleistungen bei Überführung und Bestattung von verstorbenen Muslimen, Beratung und Begleitung von bedürftigen Menschen, Spendensammlungen, und vieles mehr. Bei Bedarf bietet DITIB-Nord die genannten Angebote selber an oder vermittelt seinen Gemeinden lokale Angebote.
- Weiterhin organisiert und koordiniert DITIB-Nord die Frauen- und Jugend- und Bildungsarbeit in den Gemeinden. Hierfür werden ein Frauenausschuss, ein Jugendausschuss und ein Bildungsausschuss gegründet.
- DITIB-Nord sieht es für wichtig an, seine Ziele und Aktivitäten auf stabile Fundamente zu stützen. Hierfür ist eine wissenschaftliche Begleitung notwendig. Zu diesem Zweck gründet DITIB-Nord einen Wissenschaftsausschsuss, der sowohl die Aktivitäten in den Gemeinden evaluieren, neue Projekte entwickeln und begleiten soll. Weitere Aufgabe des Wissenschaftsausschusses ist es, die Dialogarbeit zu unterstützen und Veranstaltungen für Muslime und Nichtmuslime anzubieten.
Die ersten Vereine
Die ersten Ortsvereine der DITIB wurden Ende der 70 er bzw. Anfang der 80 er Jahre von türkischen Gastarbeitern gegründet und hatten unterschiedliche Zielsetzungen. Während einige Vereine sich als Kulturvereine verstanden, die einen Hauch von Heimat in der Fremde ersetzen sollten, verstanden sich viele Vereine als Interessensvertreter bzw. Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern. Die Namen der Vereine wie Türkischer Arbeitnehmerverein oder Türkischer Kulturverein gaben auch diese Absicht wieder. Der Bedarf, Gottesdienste abzuhalten und den nachgezogenen Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Religion zu erlernen führte dazu, dass man Anfangs in den gemieteten Vereinsräumen neben den Versammlungs- und Teestuben auch Gebetsräume einrichtete, die gleichzeitig als Klassenräume für den Religionsunterricht dienten.
Die Gründung der DITIB (Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion)
Anfang der Achtziger Jahre durchführten diese Vereine eine Metamorphose hin zu Moscheevereinen, zuerst in Hinterhöfen oder Mietimmobilien durch. Der Bedarf an größeren Gebetsräumen führte zum Aus- und Neubau von Moscheen(wo es möglich ist auch optisch als Moschee erkennbar). Die nun als Moscheegemeinden auftretenden Vereine organisierten sich ab 1984 unter dem Dachverband DITIB (Diyanet ??leri Türk ?slam Birli?i / Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion), welche ihren Sitz in Köln hat. Der Bedarf an Religiösem Fachpersonal (Imame / Vorbeter, Lehrer) wurde über die Türkei gedeckt. Das Amt für Religionsangelegenheiten der Republik Türkei entsendet auf Antrag der DITIB Vereine seit Beginn der achtziger Jahre entsprechend eines Abkommens mit dem Deutschen Staat aus dem Jahre 1981 Imame nach Deutschland, die bei unseren Gemeinden für einen Zeitraum von jeweils fünf Jahren tätig sind. Dieses Modell ermöglicht es unseren Vereinen zum einen mit qualifizierten Religionsbeauftragten hochwertige Dienstleistungen anbieten zu können. Weiterhin ermöglicht es vielen Gemeinden erst die Existenz, da die so eingesparten Personalkosten für die durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzierten Vereine unbezahlbar wären.
Ursprünglich waren in unseren Moscheegemeinden hauptsächlich türkische Gastarbeiter organisiert. Mittlerweile ist ein großer Teil der Gemeindemitglieder mit türkischen Wurzeln in Deutschland sozialisiert und haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Hinzu kommen heute Muslime aus anderen Regionen der islamischen Welt hinzu, die ebenfalls die Angebote unserer Moscheen nutzen und inzwischen auch als Mitglieder aktiv an unserem Gemeindeleben teilhaben. Der Anteil an Gemeindemitgliedern mit türkischer Staatsangehörigkeit stellt heute eine Minderheit dar und der Trend zu einer multikulturellen und multiethnischen Struktur unserer Gemeinden setzt sich weiter fort.Heute hat d?e DITIB Deutschlandweit 892 Mitgliedsvereine, von denen 805 Moscheevereine sind. Daneben hat die DITIB ca. 90 Vereine, die sich im Bereich Bildung, Jugendarbeit, Kultur und Sport betätigen. Alle Vereine bekennen sich Satzungsgemäß zur freiheitlich demokratischen Ordnung und haben unter den Zielen neben religiösen auch gemeinnützige Ziele und verfolgen die Absicht, die Integration ihrer Mitglieder und der Muslime in Deutschland voranzutreiben.
Gründung der Landesverbände und von DITIB-Nord
Aufgrund der großen Anzahl von Vereinen und MItgliedern wurde eine Restruktrurierung der DITIB nötig. Nach einer langen Vorbereitungsphase wurden Anfang 2009 Regionalverbände gegründet, welche als "DITIB Landesverband e.V." bezeichnet wurden. Die Landesverbände repräsentieren die Gemeinden auf Länderebene und sind Mitglied beim Dachverband. Mit dieser Struktur passt sich die DITIB dem Föderalen System in Deutschland an und steigert gleichzeitig die Effizienz in den Gemeinden.
In Hamburg wurden am 7. Februar 2009 der "DITIB Landesverband Hamburg e.V." dem 10 Moscheevereine mit ca. 2500 ordentlichen und etwa 20.000 außerordentlichen Mitgliedern angehören. Am gleichen Tag wurde bei der Gründungsversammlung in Neumünster der "DITIB Landesverband Schleswig-Holstein e.V." mit 22 Moscheevereinen, ca. 5000 ordentlichen und etwa 20.000 außerordentlichen Mitgliedern gegründet. Diesem trat später auch der Bildungsverein Rose aus Uetersen bei.
Die gewählten Vorstände der beiden Landesverbände aus Schleswig-Holstein und Hamburg beschlossen bei ihrer gemeinsamen Sitzung am 14. Februar 2009 in Hamburg, sich unter dem Dach der DITIB-Nord zusammenzuschließen, um eine Bündelung der Ressourcen und eine effektivere Nutzung der Infrastruktur zu erreichen. Eine gemeinsame Geschäftsstelle wurde in der Zentralmoschee in Hamburg eingerichtet.
Unser Integrationsleitfaden
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Einwanderungsland. Diese Tatsache wird sowohl von der politischen Administration als auch von den Bürgern dieses Landes als real existierender Zustand registriert und akzeptiert.
Die im Laufe eines halben Jahrhunderts historisierten Kausalitäten dieser gesellschaftlichen Entwicklung werden in den letzten Jahren verstärkt zum Ausdruck gebracht. Dabei findet eine bürgerliche Analyse der Beweggründe für die Migration und die daraus resultierenden Probleme statt mit dem Ergebnis des zunehmenden Verständnisses, der Perspektivenübernahme und sogar der emphatischen Haltung gegenüber den betroffenen Mitbürgern. Diese neue Dimension der Denk- und Handlungshaltung wird von fast jedem Bürger wahrgenommen. Eine kollektive Mobilisierung als Zeichen der Bereitschaft für Problembewältigung ist zunehmend erkennbar. Damit ist ein Meilenstein in der Begründung, Beständigkeit und Nachhaltigkeit von Integrationsmaßnahmen gelegt.
Die DITIB-Vereinigung verfolgt diese Entwicklung mit großem Interesse und Engagement. Sie strebt dabei die Zielsetzung der größtmöglichen Beteiligung an Integrationsmaßnahmen sowohl auf Bundesebene als auch auf kommunaler Ebene an. Zudem möchte sie auch Initiator von spezifischen Maßnahmen sein, weil sie zum einen durch ihre soziologische und kulturelle Nähe zu den Migranten eine höhere Erreichbarkeit der Betroffenen erzielen und zum anderen eine Brückenfunktion und Schnittstelle zwischen den Migranten und Eingesessenen übernehmen kann, weil sie die Lebensweise, die mentale Gesellschaftshaltung und den Grad der Integrationswilligkeit beider Seiten durch Erfahrungen jahrelanger ehrenamtlicher Tätigkeiten im Bereich der Sozialarbeit relativ gut kennt.Als Zusammenfassung ihrer empirischen Befunde und Erkenntnisse möchte die DITIB-Nord zur aktiven und erfolgreichen Gestaltung von Integrationsmaßnahmen ein
Sechs-Punkte-Integrationsleitfaden vorstellen.
1. Offenheit und Ehrlichkeit im gegenseitigen Umgang
2. Gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen und fördern
3. Respekt und Toleranz gegenüber Unterschiedlichkeiten entwickeln fördern
4. Gesellschaftliche und politische Partizipation ermöglichen und fördern
5. Chancengleichheit und Gerechtigkeit aufbauen und fördern
6. Ein neues Wir-Gefühl antizipieren und gestalten
1. Offenheit und Ehrlichkeit im gegenseitigen Umgang
Hier neuer Themenabschnitt...Die Offenheit der Handlungsteilnehmer in sozialen Prozessen der diskursiven Auseinandersetzungen, des gegenseitigen Kennenlernens und der gesamtgesellschaftlichen Integration ist eine unabdingbare Notwendigkeit. Unter Offenheit ist nicht die völlige Verausgabung vom Gedankengut zu verstehen, sondern die reziproke Bereitschaft zu gesellschaftsrelevanten Austauschprozessen; wie z.B. der Austausch in kulturellen und religiösen Lebenselementen, die für den Menschen eine identifizierende und sinnstiftende Funktion haben. Dabei hat die Offenheit zweierlei Charakter: einen subjektiven und objektiven. Das letztere hat gewiss eine höhere Gewichtung in der Denk- und Handlungsorientierung der Akteure. Durch die vielseitige Informationseinspeisung einer Person, angefangen im Elternhaus und weit entfaltet in der Medienlandschaft, wird sie in ihrer Offenheit durch die objektiven Einflussfaktoren restringiert bzw. prosperiert. Dabei sind Kinder und Jugendliche in ihrer Offenheit meist weniger destruiert als Erwachsene, was in einer Vorurteilslosigkeit und Kontaktfreudigkeit zum Ausdruck kommt. Daher sind erwachsene Menschen in ihrer subjektiven Offenheitsgestaltung mehr gefordert. In einer modernisierten und aufgeklärten Bildungsgesellschaft ist der mündige Bürger aufgefordert, alle eingefangenen Informationen in einer vernunftgesteuerten Art und Weise zu assimilieren (in bestehende Denkstrukturen einzubinden) und entsprechend der sozialen Notwendigkeit vernünftig zu akkomodieren, d.h. nach außen hin zu demonstrieren, wie z.B. durch Entwicklung von vernünftigen Handlungspraktiken.Und gerade in diesem Punkt liegt auch der Bedarf nach Ehrlichkeit. Denn die subjektive Offenheit als Eigenproduktion und die restrukturierte und defragmentierte objektive Offenheit müssen ihre ehrliche und aufrichtige Ausgestaltung in gesellschaftlichen Lebensprozessen erfahren. Erst so wird eine gesunde und nachhaltige Annährung und damit verbundenes, dauerhaft kohäsives Miteinander der Eingesessenen und Migranten ermöglicht.
2. Gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen und fördern
Das Unbekannte mit seiner befremdenden Natur ist ein Katalysator für das Entwickeln von antipathischer und divergierender Haltung in zwischenmenschlichen Beziehungen. Dieser Entwicklung kann mit den oben genannten Instrumenten (Offenheit und Ehrlichkeit) entgegengewirkt werden. Dies kann im kollektiven Leben und im interindividuellen Bereich geschehen. Was ist damit gemeint? Die Menschen haben in räumlicher und zeitlicher Hinsicht sehr viele gemeinsame Momente zur Entwicklung und Entfaltung gegenseitiger Austauschprozesse in genannter Art und Weise. Erwachsene finden Möglichkeiten in gemeinsamen Arbeitsstätten, bei Begegnungen in Vereinen (wie z.B. „Tag der Offenen Moschee“ in türkisch muslimischen Gemeinden), in interfamiliären Kontakten, bei Veranstaltungen in schulischen Einrichtungen, usw.Kinder und Jugendliche haben es, wie schon zuvor konstatiert, einfacher sich auf interaktive Kommunikationen einzulassen. Zugleich bieten sie zustande kommenden positiven Annährungen eine höhere Chance des Gedeihens. Sicherlich haben sie auch mehr Gelegenheiten dazu, wie z.B. im Schulalltag mit seinem kohäsiven Gefüge, in sportlichen Aktivitäten in Vereinen und im privaten Umfeld. Die Schulen bieten zudem mit ihren Angeboten der „Offenen Ganztagsschule“ eine weitere Plattform zum gegenseitigen Austausch in zweckfreier Form; wobei hier die geringe Professionalität und Organisation insbesondere aufgrund der fehlenden finanziellen und personellen Unterstützung seitens der politischen Administration kritisch angemerkt werden sollte. Dies ist sicherlich ein Diskussionspunkt, der hier nicht weiter thematisiert werden soll.Nach dem Entstehen von Konvergenzen bedarf es nun für die Transformation dieses Zustandes in stabile Bekanntschaften, ja sogar in bleibende Freundschaften, zwei weitere Kriterien; Respekt und Toleranz.
3. Respekt und Toleranz gegenüber Differenzen entwickeln
Begriffsbestimmung: Respekt (lateinisch respectus „Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung“, auch respecto „zurücksehen, berücksichtigen“) bezeichnet eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person (Respektsperson) oder Institution. Eine Steigerung des Respektes ist die Ehrfurcht, etwa vor einer Gottheit.Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Gemeint ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung unterschiedlicher Individuen. ‚Einheit in der Vielfalt‘ ist ein Leitbegriff der Europäischen Union. Die Mannigfaltigkeit in der Kultur, Sprache, Tradition und in allen Lebensführungskriterien sollte kein Grund zur Sorge dahingehend sein, eventuell die eigenen Werte und damit einhergehend die eigenen Existenzgrundlagen zu verlieren. Denn die Vielfalt ist ein Reichtum, ein Pool voller Lebensführungsvarianten, aus dem jedes Gesellschaftsmitglied schöpfen darf und kann. Werte, die in diesem Zusammenhang keine Nachfrage erfahren, werden dabei von vornherein von kurzer Lebensdauer sein und jene mit hoher gesellschaftlicher Resonanz werden die Individuen mehr prägen. Auch dann darf aber als Faktum die Entwicklungsdynamik von gesellschaftsprägenden Werten nicht außer acht gelassen werden. Was heute eine hohe Wertigkeit hat, kann durch zukünftige Entwicklung eine andere Form annehmen. Und zudem ist eine gesunde Konkurrenz interkultureller² Werte eine wichtige Voraussetzung für die gesellschaftliche Dynamik.Die wichtige Bedingung hierbei ist, dass jeder Akteur der Andersartigkeit in geäußerten Meinungen und der Lebensweisen anderer Mitmenschen Respekt entgegenbringt und manche für ihn ungewöhnliche Handlungsbegegnungen toleriert, solange diese nicht den allgemeinen demokratischen Grundprinzipien widerspricht. In vielen Fällen wird man dann zunehmend eine Erklärung für das Neue und Ungewöhnliche erkennen bzw. finden. Dabei wird sicherlich in vielen Fällen die Feststellung vieler Gemeinsamkeiten, nur in abgewandelter Form, gemacht werden.
4. Gesellschaftliche und politische Partizipation ermöglichen und fördern
Der Soziologe Ulrich Beck spricht von der „Erfindung des Politischen“, wenn er den Appell an jeden einzelnen Bürger richtet, bei der Gestaltung der Moderne aktiv mit zu wirken. Dabei soll jeder Akteur sich den Problemen der Moderne stellen und versuchen, durch den Einsatz seiner individuellen Ressourcen bei Problembewältigung und Neugestaltung seiner Umwelt und des gesellschaftlichen Lebens den kollektiven Bemühungen seinen Beitrag zu leisten.Damit wäre ein Fundament für die gesellschaftliche Partizipation bereitgestellt. Die intensivierte Form der Partizipation wird aber erst dann ermöglicht, wenn eine Minderheit durch die Aufnahmegesellschaft im privaten Bereich akzeptiert wird. Menschen, die sich kennen gelernt, sich gegenseitigen mit all ihren Gewohnheiten und Lebensweisen toleriert und akzeptiert haben, nehmen gemeinsam an sozialen Aktivitäten teil und gestalten so ihre Umwelt in gegenseitiger Abstimmung. Dabei liegt die volle Verantwortung für positive und negative Erfolge bei beiden Akteursgruppen.Politische Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist substantieller Bestandteil einer jeden funktionsfähigen und lebendigen Demokratie. Politiker, Medien und Teile der Öffentlichkeit äußern in letzter Zeit häufiger die Vermutung, dass die Bürgerinnen und Bürger verstärkt Distanz zum politischen System, seinen hauptsächlichen Vertretern und Institutionen aufbauen. Es gibt eine wachsende Kritik an politischen Akteuren. Der Begriff der Politikverdrossenheit erlebt eine Konjunktur. Eine partizipierte Integration auf gesellschaftlicher Ebene bietet in dieser Hinsicht eine neue Chance für eine politische Partizipation. Dabei ist es extrem wichtig, dem Aufbruch der Individuen Raum der Entfaltung zu bieten, „um aus den drängenden Zukunftsfragen neue, politische offene Bindungs- und Bündnisformen zu schmieden“ (Beck/Beck-Gernsheim 1994: 35). Nach Beck ist dieser Prozess eine „projektive Integration“.
5. Chancengleichheit und Gerechtigkeit aufbauen und fördern
Hier neuer Themenabschnitt... Zur Realisierung der gesellschaftlichen und politischen Partizipation bedarf es einen Markt bestehend aus Angeboten und Anrechten, die durch Wahrung der Chancengleichheit und Gerechtigkeit markiert ist. Beim Zugang zu diesem Markt muss gewährleistet sein, dass die volle Bandbreite in der horizontale (bspw. Ethnie, Geschlecht, Alter) und vertikalen (bspw. Arbeiterfamilien, Familien mit hohem oder niedrigem Bildungsstand) Gesellschaftsstruktur erfasst wird. Erst dann kann durch eine entfesselte und barrierefreie Plattform der individuellen und kollektiven Entfaltung von Eigenschaften, Fähigkeit und sozialen Kompetenzen und deren sozialer Austausch die Basis für die Entwicklung und Entfaltung von gemeinsamen Wertvorstellungen zustande kommen.
6. Ein neues Wir-Gefühl antizipieren und gestalten
Hier neuer Themenabschnitt...Durch eine hohe Ernsthaftigkeit und ein hohes Maß an individuellem und kollektivem (Politik, Vereine und Verbände, Arbeitswelt usw.) Engagement können und sollten die oben genannten Leitpunkte in der Gesellschaft etabliert werden, damit ein beständiges "Wir-Gefühl" entsteht und sich entwickelt, das ein friedliches und wohlständisches Zusammenleben im Jetzt und in der Zukunft ermöglicht.