Botschaft zum Ramadan

9.7.2013

Wie jedes Jahr  ist uns der Ramadan eine besondere Zeit, eine besondere Atmosphäre der Spiritualität, die uns Muslimen wieder Möglichkeiten der Läuterung, der Erneuerung, des Wiedergewahrens sowie der Vergebung und des reichlichen Segens eröffnet. Mit ihm verbinden wir auch den Beginn Offenbarung. Denn im Monat Ramadan hat die Offenbarung des Koran einst begonnen. Darüber hinaus ist es auch die Nacht der Bestimmung (Kadir Gecesi, Laylatu l-Qadr) in ihm, die laut Koran Wohlbringender noch ist als tausend Monate.

Dieser Monat ist uns für unsere Seele eine besondere Schule. Er trägt dazu bei, dass die Unterschiede schwinden zwischen Reich und Arm, aufgehoben werden. Er lehrt uns wieder Solidarität und gegenseitige Hilfe, schärft unser Bewusstsein hierfür. Zudem sind es auch die besonderen, dem Ramadan eigenen Gottesdienste wie das Fasten oder das Tar?w?h-Gebet, die  in den Vordergrund treten und uns auf unserem Wege zum vollkommenen Gläubigen, vollkommen in Ethik und Moral wie der Islam sie beschreibt, helfen. Mit seinem Herannahen und erst recht mit seinem Kommen ruft er in uns Gläubigen daher jedes Mal wieder eine besondere Freude hervor.

Über die Bedeutung des Ramadan und des Fastens erfahren wir aus dem Koran: „Diese (gezählten Tage) sind der Ramadan, in ihm der Koran herabgesandt wurde. Herabgesandt als Wegweiser, klare Beweise anführend und unterscheidend das, was falsch ist von dem, das wahr.“ [Baqara, 2/185] - “O ihr, die ihr glaubt. Euch ist das Fasten auferlegt, wie es schon denjenigen vor euch auferlegt war, damitdas Fasten euch vom Übel zurückhalten möge.” [Baqara, 2/183]

Uns Muslimen ist der Ramadan von solch großer Bedeutung, weil er der Fastenmonat und der “Monat des Koran” ist. So wird jeder Muslim, der im Ramadan den Koran liest, ihn intensiver studiert, dieser Tage besonders von ihm inspiriert. Findet das Gelesene besonders nachhaltigen und tieferen Eingang in die Herzen. Richtet uns darauf aus, das Erfahrene, die göttliche Botschaft, auch Umsetzung finden zu lassen in unserem Leben.

Das Fasten wird uns lehren, den Wert der Gaben die uns Allah geschenkt hat, besser zu schätzen. Es wird uns lehren, besser hierfür zu danken, uns besser in die Lage der Bedürftigen und Notleidenden hineinzuversetzen. Uns die Abhängigkeit von der Materie abzustreifen lehren. Geduld und damit eines der höchsten Moraleigenschaften wird uns dieser Gottesdienst lehren. Siese Geduld wiederum, wird uns lehren, auf alle vergänglichen Genüsse dieser Welt zu verzichten und stattdessen den geistig-spirituellen Rang in der Unvergänglichkeit zu steigern.

So bietet der Ramadan uns auch wieder die schönsten Gelegenheiten der Solidarisierung untereinander, der gegenseitigen Hilfe. Besonders mit der Fitra und der Zak?t werden soziale Missstände in der Gesellschaft ausgeglichen. Die besten Beispiele der Großherzigkeit, der Gastfreundschaft und des Teilens wird uns an den allabendlichen Iftar-Tischen aufgezeigt, wenn Gäste zum gemeinsamen Fastenbrechen geladen sind.

Der Ramadan ist uns auch eine Gelegenheit zur Revision. Des Innehaltens und Nachdenkens. Des Zu-Sich-Kommens. Der Abrechnung mit der Vergangenheit und dem Vorausplanen für die Zukunft. Vor allen Dingen ist er uns aber eine Zeit, in der wir uns selbst erkennen und kennen lernen sollten. All seine Gottesdienste und wohlweisen Traditionen des Ramadan zeigen uns auf, wo wir im Leben zu stehen, wie wir dieses zu begreifen und für uns zu nutzen haben. Sie zeigen uns auf, das Leben nicht sinnlos zu vergeuden für ebenfalls sinnlose Dinge, auf dem Wege nie endender Wünsche und Begierden.

In diesen Tagen, da die ganze Menschheit des Friedens, der Liebe, der Solidarität und der Empathie füreinander bedarf, dürfen wir insbesondere unsere Geschwister im Glauben nicht vergessen. Jenen unter ihnen, die den Ramadan im Schatten von Gewalt, Krieg und Armut empfangen, geplagt vom Übel der sozialen und wirtschaftlichen Missstände auf Erden, von Interessenskämpfen, Katastrophen hervorgerufen aus des Menschen Hand, ihnen sollten in diesen Tagen unsere Gebete besonders gelten.

Möge der Ramadan, der in den Worten des Propheten (saw)  “zu Beginn Segen, in der Mitte Vergebung und zum Schluss Erlösung” [Ibn Huzayma, Sah?h, III, 191-192] mit sich bringt, unseren Herzen Frieden, unseren Häusern und in unsere Familien Segen bringen, möge er Allen voran den Muslimen in Deutschland der islamsichen Welt zu Einheit und Zusammenhalt gereichen und der Menschheit zur Rechtleitung.

Prof. Dr. Izzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband

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